Susanne Grau Heim ◊ 29 Simeon Shixungileni (Bismarckstraße 29 ) ◊ Windhoek/Namibia ◊ Tel. +264 (61) 235719
Website by PC4U
Entstehungsgeschichte
Der Anfang des Susanne Grau Heims geht auf eine Initiative
des Deutschen Frauenvereins zurück. Er war am 1. April
1921 gegründet worden mit dem Ziel, sich im Sozialbereich
zu engagieren. Die Mitgliederzahl des Frauenvereins
variiert, hat sich aber bei rund 150 Personen eingependelt.
Am 12. Februar 1931 mietete der Frauenverein an der Ecke
Lazarettstraße und Republikweg ein altes Haus am Rande
Windhoeks. Mitbürger des Landes, die infolge der
Depression keine Arbeit hatten, sollten hier eine Unterkunft
finden. Im Oktober 1931 lebten in dem Haus ein Ehepaar
und zehn Männer. Da es bald an Platz mangelte, verhandelte
Susanne Grau, die neue Vorsitzende des Frauenvereins,
zusammen mit der Ehefrau des damaligen Oberrichters
Bock, damals Vorsitzende der Ladies' Benevolent Society,
erfolgreich mit Administrator Werth: Er stellte schließlich
jedem der beiden Vereine ein Regierungshaus zur Unterbringung von obdachlosen Mitbürgern zur Verfügung.
Anfänge
Ende 1931 wurde das Administrationshaus in der Bismarckstraße Ecke Church Street bezogen. Da es sich anfangs meist um Erwerbslose
handelte, die untergebracht und versorgt werden mussten, wechselten die Bewohner häufig. Das neue Heim wurde zunächst von vier
Ehepaaren mit Kindern und sechs einzelnen Männern bewohnt. Mittags wurden zusätzlich zur Ausgabe einer warmen Mahlzeit für die
Erwerbslosen zwanzig Kinder mittelloser Eltern beköstigt. Bald war das Haus zu klein, und Administrator Werth überließ dem
Frauenverein im Mai 1932 das Gebäude auf dem jetzigen Gelände. Da viele Eltern es sich nicht leisten konnten, ihre Kinder in einem
Schülerheim unterzubringen, waren dort neben den Erwachsenen bis zu zwölf Schüler untergebracht. Sobald sich die Zeiten besserten,
wurde die Kinderstation aufgelöst.
1934 bewohnten neunzehn Erwachsene das Heim, das langsam mehr und mehr
den Charakter eines Altenheims annahm. Zu bedenken ist, dass in den ersten
zehn Jahren, also von 1931 bis 1941, als es noch keine staatliche Altersrente gab,
der Frauenverein alle Gelder selbst aufbringen musste, sodass der Verein immer
wieder an die Opferbereitschaft der Windhoeker Geschäftsleute und
Privatpersonen appellieren musste. Legendär sind bis heute die alljährlichen
großen Feste und Veranstaltungen des Frauenvereins unter der fähigen Leitung
von „Mutsch“ Grau.
Erweiterungen
1953 wurde das alte Gebäude mit Hilfe eines staatlichen Zuschusses gründlich renoviert. 1954 konnte mit Hilfe des Geldes, das Marie
Schütz dem Heim hinterließ, der erste Neubau an der von François Straße errichtet werden. Am 3. März erhielt das Altersheim den
offiziellen Namen „Susanne-Grau-Heim”, um Frau Grau für ihre herausragenden Verdienste zu ehren. Kurz danach starb sie, nachdem
sie 24 Jahre lang den Vorsitz geführt hatte. Ihre Nachfolgerin wurde Margarete Mühr, die ihr während des zweiten Weltkrieges, als
jegliche Vereinstätigkeit verboten war, treu zur Seite gestanden hatte.
Ende 1959 wurde der zweistöckige Flügel gebaut, wobei der Staat die
Hälfte der Kosten trug. 1961 bewilligte die Administration ein Darlehen,
womit der Ess-saal und der Wirtschaftsflügel mit den Wohnungen für
das Personal errichtet wurden. Ein Teil des Geldes wurde darauf
verwandt, das ursprüngliche Gebäude, das zur deutschen Zeit als
Polizeihauptquartier gedient hatte, völlig umzubauen, so dass nunmehr
Platz für weitere 24 Personen vorhanden war. Insgesamt konnten jetzt
56 Personen beherbergt werden.
1961 gab es eine neue Entwicklung. Der Staat übergab die Betreuung von Altersheimen völlig in die Hände privater
Wohltätigkeitsvereine, die dafür registriert sein mussten. Der Grund und Boden wurde auf den Namen des betreffenden Vereins
übertragen. Der Frauenverein zahlte dafür die niedrige Summe von R 4 360. Dieser Schritt hat sich als sehr weise erwiesen, denn so
waren Privatleute eher bereit, testamentarisch und anderweitig Gelder zur Unterstützung der Heime zur Verfügung zu stellen.
Private Initiativen
Da in dem von der Regierung subventionierten Teil nur Personen mit Altersrente aufgenommen wurden, trat der Frauenverein 1966 an
alle Anwärter heran, deren Namen sich auf der Warteliste befanden und die Selbstzahler waren. Das Ergebnis war, dass man auf dem
Grundstück ein vierstöckiges Gebäude für Selbstzahler errichten konnte, das „Gertrud-May-Haus“. Der Frauenverein bestritt etwa ein
Drittel der Baukosten, der Rest wurde von den Bewohnern selbst getragen. Das Gebäude beherbergt heute 21 Personen.
Um noch mehr Platz zu schaffen, erwarb der Frauenverein das angrenzende Grundstück mit dem Regierungshaus in der
Bismarckstraße, das bis dahin vom Staat gemietet werden musste. Am 11. 11. 1974 wurde es mit Hilfe eines Darlehens der Regierung
gekauft. Kurz darauf erwarb der Verein ein weiteres angrenzendes Grundstück in der Hoogenhout Straße von der Administration.
Dadurch bestand nun die Möglichkeit, das Hochhaus nach Westen auszuweiten, sowie die notwendigen Geldmittel zur Verfügung
standen.
Über die ersten 50 Jahren hatte das Susanne-Grau-Heim insgesamt 582
Personen aufgenommen. 1981 war es schließlich in der Lage, 78 Personen
in Einzelzimmern unterzubringen.
Bis dahin war der Staat vielfach finanziell beim Ausbau des Heimes
behilflich, aber natürlich hätte es nie ohne die großzügigen Spenden der
Windhoeker Geschäftsleute und der Legate all seinen Verpflichtungen
nachkommen können. Die hohen laufenden Unkosten waren allerdings
nur durch die staatlichen Zuschüsse zu decken.
Nachdem 1984 dem Heim ein großzügiges Legat zugefallen war, wurde umgehend mit den Vorbereitungen des Baus des „Johann-
Heinrich-Lindhorst- Hauses" begonnen. Die neun Personen, die in dem Neubau aufgenommen werden wollten, kamen für knapp die
Hälfte der Baukosten auf, wahrend der Herrmann-Ohlthaver-Trust ebenfalls eine beträchtliche Summe beisteuerte. Im Zuge der
Baumaßnahmen entstand im Kellergeschoss des neuen Flügels ein sehr notwendiger Abstellraum und zu ebener Erde ein großer
Gesellschaftsraum, die „Hermann-Ohlthaver-Halle”. Für sechs Autos wurde eine Überdachung geschaffen, die Wasserrohrleitungen auf
dem Gelände wurden erneuert und eine Heißwasseranlage installiert. Am 19. Oktober 1985 konnte der Neubau eingeweiht werden. Für
83 Senioren standen dort Einzelzimmer oder Appartements zur Verfügung.
Pflegestation
Bis Mitte der 80er Jahre wurden alle pflegebedürftigen Bewohner auf ihren Zimmern versorgt, was für das Pflegepersonal lange Wege
bedeutete. Fast die Hälfte aller Bewohner ist altersbedingt pflegebedürftig, also von fremder Hilfe abhängig.
1986 wurde dann die dringend benötigte Pflegestation eingerichtet, wodurch dem Personal, das vorher die pflegebedürftigen Bewohner
in ihren Zimmern versorgt hatte, viel Lauferei erspart blieb. Ausgebildete Schwestern und von ihnen geleitete Hilfsschwestern
versorgten nun die pflegebedürftigen alten Menschen in der Station. Ihre Gehälter wurden vom Wohlfahrtsamt bezuschusst.
Im selben Jahr wurden auch zwei Häuser in Wanaheda für die Unterbringung der Angestellten gekauft.
1990 wurde ein weiteres Haus mit Grundstück gekauft, in das die Angestellten, die bisher im Julia-Henning-Haus gewohnt hatten,
umziehen konnten. Das neue Haus bekam den Namen „Gerda-Vedder-Haus“, da es zum größten Teil aus dem Nachlass der Dame
bezahlt worden war.
Das Julia-Henning-Haus wurde renoviert und wird seit Ende 1990 von fünf Senioren bewohnt. Außerdem wurde ein alleinstehendes
kleines Gebäude in ein Flat umgewandelt. Mit einer Spende von Wolfgang Vogel wurde noch ein weiteres älteres Nebengebäude in ein
Flat umgebaut.
Ebenfalls 1990 wurde ein unbebautes Grundstück in der Hoogenhout Straße preiswert von der Stadtverwaltung erworben mit der
Absicht, dort eine Pflegestation oder Wohneinheiten für Selbstversorger zu errichten.
Unabhängigkeit
In der Vergangenheit bekam das Susanne Grau Heim einen beträchtlichen jährlichen Zuschuss von der Regierung. Nach der
Unabhängigkeit Namibias 1990 wurde diese Beihilfe zusammen mit den Staatsrenten drastisch eingekürzt.
Nun mussten alle Renovierungen, Reparaturen und
Neuanschaffungen in voller Höhe selbst getragen
werden. Ab November 1994 betrug die Rente für
alle namibischen Staatsbürger über 60 Jahre
einheitlich zunächst lediglich N$ 135, seit April 2000
dann N$ 200 pro Monat. Wie schon in den
Anfangsjahren, so bemüht sich der Deutsche
Frauenverein auch heute noch, mit regelmäßigen
Veranstaltungen Geld für Renovierungen und
Neuanschaffungen zu sammeln. Die Beiträge der
Bewohner allein reichen gerade für die Deckung der
laufenden Ausgaben aus. 1992/93 konnten mit der
finanziellen Hilfe des Lions Clubs Alte Feste und
mit Spenden aus der Öffentlichkeit 53 Zimmer der
ältesten Gebäude des Susanne Grau Heim mit solar
geheiztem Wasser versorgt werden.
1997 begann man mit der Planung einer neuen Pflegestation, da die bestehenden Räumlichkeiten sehr weitläufig, unpraktisch und
verwinkelt waren. Die neue Pflegestation sollte über 34 Betten sowie alle erforderlichen administrativen Räumlichkeiten verfügen. 1998
wurde dazu vom Staat ein angrenzendes Grundstück erworben. Auch der Deutsche Frauenverein kaufte dafür ein weiteres
angrenzendes Grundstück. Im September 1999 waren schließlich die Bauarbeiten der ersten Phase der Pflegestation (20 Betten)
abgeschlossen.
Die alte Pflegestation wurde zu 9 Wohneinheiten umgestaltet, die Büros vergrößert und modernisiert und ein neuer Lese/Fernsehraum
eingerichtet. Die zweite Phase der neuen Pflegestation war Ende Februar 2001 beendet. Im Zuge der Bautätigkeiten wurde auch ein
neues Eingangstor zum gesamten Komplex mit einem elektronischen Überwachungssystem eingebaut, welches von den Büros der
Heimleitung, der Sekretärin und der Pflegestation kontrolliert wird.
2006 wurden auf dem Grundstück hinter dem Susanne-Grau-Heim elf zusätzliche Wohnungen gebaut, und 2010 entstanden nochmals 7
weitere freistehende Wohneinheiten. 2012 gab es einen Führungswechsel, als Geschäftsführerin Judith Madl in den wohlverdienten
Ruhestand ging. Ihr Nachfolger wurde Peter Krebs.
Susanne Grau Heim
Altersheim des deutschen Frauenvereins
Susanne Grau Heim 1965
Susanne Grau Heim 1962 / 63
Susanne Grau Heim 1962 / 63
Susanne Grau Heim 2000
Susanne Grau 1931